Tuesday, October 16, 2007

Abschlusstour

Ein letztes Hallo!

Da ich von meinem Abschluss-Fahrradtrip durch Schottland und England keine Fotos habe - die Kamera ist mir unterwegs geklaut worden - halte ich diesen Blog ganz kurz: In 4 Wochen bin ich nach Abschluss aller Uniangelegenheiten noch mit dem Fahrrad von John o'Groats im äußersten Nordosten Schottlands bis "runter" nach Land's End im äußersten Südwesten Englands gefahren, etwa 1600 km, allein, mit Zelt, Spirituskocher, Schlafsack usw., hab mit Stechmücken, Regen und Überschwemmung gekämpft, am Ende aber überlebt und bin heil wieder zu Hause angekommen.
Wer mehr wissen will, hat meine Email-Adresse.

PS: In ein paar Wochen werde ich diesen Blog wohl löschen - will schliesslich nicht auf ewig online präsent bleiben.

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Wednesday, August 15, 2007

Wieder daheim

Bin wieder in Deutschland und habe gerade keine Zeit zum Bloggen. Vielleicht später noch einen Abschlussblog.

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Friday, May 25, 2007

AN UGLY ARSEHOLE YOU ARE ! ! !

Bevor ich zur Erklaerung des Titels komme, erst noch schnell ein paar Saetze zum momentanen Stand der Dinge: Der letzte Essay war vorige Woche faellig und hat mal wieder einen All-Nighter erforderlich gemacht, schon den dritten, seit ich hier bin. In ziemlich genau 15,5 Stunden, zwischen 20.30 am Mittwoch abend und 12 Uhr mittags am Tag darauf habe ich 4300 Woerter (etwa 10 Seiten) zu Heinrich Mann’s “Der Untertan” produziert (fuer das Germanistik-Modul, das ich neben den drei Englisch-Modulen hier mache), ohne Schlaf, fast ohne nennenswerte Pausen, und nachdem ich schon einen ganzen Lerntag hinter mir hatte. Geworden ist er wohl nichts, und eigentlich haetten es auch 5000 Woerter sein sollen, aber zumindest hab ich alles gegeben, mehr war einfach nicht moeglich.
Diese Woche hatte ich dann Montag und Dienstag zwei Klausuren hintereinander, die in Deutsch und die zu Shakespeare. Die erste sehr duerftig, weil ich mit dem Drauflosschreiben, der einzig moeglichen Taktik in Klausuren, zu lange gewartet habe, die zweite, zu Shakespeaere, etwas besser. Naechste Woche kommt jetzt noch ein “seen exam”, bei dem man die Fragen eine Woche vorher bekommt und sich dann genau ueberlegen kann, was man in der Klausur schreiben will (man koennte sogar die 2 einstuendigen Essays auswendiglernen und in der Pruefung exakt reproduzieren; seltsame Form eines Examens, kannte ich vorher noch nicht) und zehn Tage spaeter dann die letzte Klausur. Danach sind es noch zweieinhalb Wochen bis zum Termende, und dann ist meine Zeit hier schon wieder so gut wie vorbei.
Mit meinem 5-a-side-Team bin ich jetzt auch aus der “Champions League” und aus dem Pokalwettbewerb rausgeflogen, in der CL in der Gruppenphase der Endrunde, nach 2 knappen Niederlagen und einem Unentschieden, und im Pokal im Halbfinale. Unser Kapitaen, ein hitziger, manchmal etwas ueber-ehrgeiziger indischstaemmiger Englander war hinterher ziemlich stinkig. Ich selbst auch, weil ich in den Wochen davor mich mit Treppenlaeufen in Form zu bringen versucht hatte – habe durchschnittlich dreimal pro Woche die Leute an der Bahnstation mit meinem Rauf- und Runterrennen der Treppen an der Fussgaengerbruecke in Erstaunen versetzt – aber wenn man dauernd muede ist und es ausserdem innerhalb der Mannschaft nicht so ganz stimmt, geht es halt nicht besser. War trotzdem schoen, mit den Leuten Fussball zu spielen; neulich hab ich sogar in einem Freundschaftsspiel ein englisches Nationaltrikot getragen, ausgeliehen von unserem englischen Torwart, weil ich kein rotes T-Shirt hatte. Das grenzt fast schon an Hochverrat, oder?
Etwas anderes geht grade auch zu Ende: Tony Blairs Amtszeit nach 10 Jahren als englischer Premierminister. Neulich hab ich zufaellig mittwochmittags den Fernseher eingeschaltet und eine der letzten Parlamentssitzungen mitbekommen, in denen der Premier eine Stunde lang Fragen zu seiner Regierung aus dem Parlament beantworten muss. “Prime Minister’s Questions” heisst die Einrichtung, von der BBC live uebertragen. War sehr erheiternd und unterhaltsam. Nach ein paar einleitenden Erklaerungen Blairs am Anfang hat David Cameron, Chef der Konservativen und schaerfster Konkurrent von Blair’s Labour Party bzw. von dessen Nachfolger als Premierminister, Gordon Brown, gleich losgelegt und allerlei Attacken auf Blairs politische Entscheidungen geritten, den Irak-Krieg natuerlich, und vor allem die vielen Neubesetzungen von Ministerposten, die demnaechst anstehen und deretwegen die jetzigen Minister wohl nicht mehr sonderlich motiviert sind. “Government of the living dead” war Camerons Ausdruck dafuer, und er erntete natuerlich lautstarken Applaus von seinen Parteikollegen. Das englische Parlament ist witzig angeordnet: Es sitzen, soweit ich weiss, fast nur Abgeordnete der Tories (Konservativen) oder von Labour drin, und die sitzen sich wie zwei feindliche Armeen direkt gegenueber, getrennt durch einen drei oder vier Meter breiten Mittelgang und regiert von einem “Speaker”, der den jeweiligen Kombatanten abwechselnd das Wort erteilt. Wann immer Cameron einen Spruch wie den zitierten brachte, stand Blair auf, ging an das Rednerpult auf seiner Seite, schlug mit seinen eigenen Argumenten zurueck und setzte sich dann grinsend wieder auf seinen Platz, beobachtet von dem ebenfalls grinsenden Cameron. Begleitet wurde der Schlagabtausch von lautem Gejohle und Beifallsbekundungen der jeweiligen Anhaenger, was sich wegen des staendigen Hin und Hers sehr amuesant ausnahm, und irgendwie kam das Ganze allen Beteiligten eher wie ein sportlicher Wettkampf vor, nicht wie ernsthafte Politik. Sehr unterhaltsam immerhin.
Aber jetzt zu dem unflaetigen Titel dieses Blogs. Neulich bin ich freitagabends nochmal ins Stadtzentrum geschlendert, um Geld abzuheben und mir ein bisschen die Beine zu vertreten. Und war dann ganz erstaunt zu sehen, wieviel dort los war. An der Bushaltestelle in der Naehe des Kinos hatte sich eine ganze Horde Jugendlicher gesammelt, und gerade als ich in einigem Abstand vorbeikam, brach eine kurze, aber heftige Schlaegerei aus, gegen die aber keiner von den Zuschauern etwas unternahm; schien eher normal zu sein. Weiter Richtung Kneipenviertel torkelte mir dann ein Besoffener entgegen, der geistig nicht mehr wirklich anwesend schien, und ein paar Meter weiter keiften sich zwei junge Frauen ueber die Strasse hinweg lautstark an, waehrend die Taxis in Massen zwischen den Pubs herumschwirrten und Leute ein- und ausluden. Auf dem Rueckweg dann das Allerbeste: Zwei junge Maenner pinkelten ungeniert an einer Ecke gegen die Hauswand, ohne die ueblichen Tarnmassnahmen zu ergreifen. Ich musste an ihnen vorbei, und als sie ihr Geschaeft erledigt hatten, kamen sie mir hinterher, ueberholten mich, der eine der beiden sah mich feixend an und intonierte dann genuesslich-provokant, einer Fussball-Melodie folgend: “An ugly arsehole you are, an ugly arsehole you are!”, unterstuetzt von seinem besoffenen Kollegen und sichtlich darauf hoffend, dass ich mit ihnen Streit anfangen wuerde. Haette ich vielleicht, wenn mich das Ganze nicht so koestlich amuesiert haette, also ging ich einfach weiter. Vor lauter Enttaeuschung versuchten die beiden es dann an der naechsten Ecke bei einer anderen Horde von Jugendlichen und schienen zunaechst etwas mehr Glueck zu haben, aber dann ebbte auch der Haendel schnell wieder ab, wahrscheinlich zu ihrem Glueck. Hoeflich sind sie, die Englaender …

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Friday, April 27, 2007

Oxford






















































Von oben nach unten:
  1. Blick vom Carfax Tower
  2. Garten vor Christ Church College
  3. Haupteingang Christ Church College
  4. Treppengang in Harry Potter
  5. Christ Church Cathedral
  6. Garten hinter Christ Church
  7. Speisesaal Magdalen College
  8. Innenhof Magdalen mit Hochzeit
  9. Kreuzgang Magdalen
  10. Zimmer Magdalen

Neulich war ich mit einem Ausflugsgruppe des International Office in Oxford, unter lauter Asiaten, weil die meisten europaeischen Visiting Students in den Ferien in ihren Heimatlaendern waren. Deshalb bin ich also ganz allein einen Tag lang durch “die” Uni-Stadt schlechthin geschlendert. Und habe nicht schlecht gestaunt: Da liesse es sich durchaus studieren! Besonders wenn man die herrlichen alten Bauten dort mit den Betonkloetzen hier in Warwick vergleicht. Verwitternde Mauern, Efeu, Zinnen, Glockentuerme, Innenhoefe, Kloester mit Kreuxgaengen, gepflegte Rasenflaechen, knorrige alte Baeume, verwinkelte, gepflasterte Gassen – stimmungsvoller geht es kaum. Und auch die Landschaft wird Richtung Oxford “englischer” als hier um Coventry herum: huegelige Weiden, gesprenkelt mit Schafen oder Kuehen, durchzogen von Wasserlaeufen und Kanaelen, Hecken und kleinen Baumgruppen, wirklich schoen!
Andererseits kommt man sich als Student in Oxford wahrscheinlich vor wie im Museum: dauernd trampeln irgendwelche Touristen vorbei mit gezueckter Kamera, fotografieren jeden Stein dreimal, und spaehen in alle Richtungen, ob sie nicht einen Blick auf die legendaeren Studenten erhaschen. Duerfte ganz schoen nerven.
Zur Entschaedigung werden die Touristen richtig abgezockt, die Colleges verlangen Eintritt dafuer, dass man durch ihre Tore eintreten und die edlen Anlagen bewundern darf, und als ich den netten englischen Herrn im Carfax Tower, einem mittelalterlichen Wehrturm, der heute als Aussichtsturm verwendet wird, fragte, ob ich mit meinem Ticket fuer 2 Pfund am gleichen Tag nochmal hoch duerfe auf das Tuermchen, wurde mir das verneint. Na denn. Als Rache habe ich auf die gefuehrte Tour fuer 6,50 Pfund verzichtet und bin allein rumgelaufen.
Fuer den eher kurzen Rundgang durch die beruehmte Bodleian Library, die zweitgroesste im UK mit 6,5 Millionen Baenden auf 170 Meilen von Regalen, 5000 Neuzugaengen pro Monat und solchen Schaetzen im Keller wie der Magna Charta, der ersten gedruckten Gutenberg-Bibel (wahrscheinlich von uns geklaut …), oder der ersten Shakespeare-Ausgabe waren dann aber doch 6 Pfund faellig, obwohl man von diesen Superlativen gar nichts zu sehen bekommt und nur durch den aeltesten Teil der Bibliothek gefuehrt wird, wo die uralten Folianten noch wie frueher mit Ketten am Regal befestigt sind, damit die Gelehrten sie nicht stibitzen konnten. Die Architektur drinnen ist allerdings sehr eindrucksvoll, wie man auf den Fotos wahrscheinlich nur undeutlich erkennen kann. Wir wurden durch den ersten “Seminarraum” der Universitaet gefuehrt, der eher dem Innenraum einer aufwaendig gestalteten Kirche gleicht, und durch den Saal nebenan, in dem waehrend des englischen Buergerkriegs der spaeter von Cromwell hingerichtete Koenig Charles I. sein Parlament einrichtete (eine ziemlich exakte Nachbildung des echten Parlaments in London, dessen Mitglieder sich gegen ihn gewendet hatten) und in dem in modernen Zeiten Leute wie Nelson Mandela oder Bill Clinton (beides Oxford Graduates) ihre Weihen erhalten haben, oder was auch immer, erinnere mich nicht mehr so genau.
Danach habe ich mir das Christ Church College und das Magdalen College angesehen. Ersteres ist das groesste, aelteste, und reichste, mit einer eigenen, enormen Kathedrale, letzteres aber viel, viel schoener. Im Christ Church College (sowie auch in der Bodleian Library) wurde einer der Harry-Potter-Filme gedreht, und im Magdalen College unter anderem der Film “Shadowlands” mit Anthony Hopkins. Zum Magdalen College gehoert, soweit ich weiss, ein ehemaliges Kloster, an dessen Kreuzgang die ehemaligen Moenchszellen liegen, und darin hausen nun die Studenten. Zumindest hab ich mir das beim Besichtigen so zusammengereimt. Als ich da war, fand auf dem edlen Rasen im Innenhof gerade bei strahlendem Sonnenschein eine Hochzeit statt. Viel stilvoller geht’s nimmer.
Zur Information ueber das Unisystem Oxfords nur ganz kurz folgendes:
Die “Universitaet Oxford” besteht aus ca. 20 Colleges, die ziemlich eigenstaendig sind, d.h. es gibt “die” Uni Oxford eigentlich nicht; wenn man dort studiert hat, muss man immer mit dazu sagen, an welchem College, sonst ist die Information nicht vollstaendig. Die Unabhaengigkeit der Colleges bedeutet, dass man zusaetzlich zu den 3000 GBP Studiengebuehren, die mittlerweile fast alle englischen Unis jaehrlich erheben, noch Collegegebuehren von 4000 – 5000 GBP jaehrlich aufbringen muss.
Fuer das Geld bekommt man dann aber auch, wie ich mir habe sagen lassen, Einzelbetreuung, das heisst, man geht nicht in Seminare mit 15 Studenten (in Warwick) oder 95 Studenten (in Deutschland; in einem Raum fuer 40), sondern man hat 1-2 Tutorials pro Woche, in denen man mit dem Professor oder Dozenten im persoenlichen Gespraech den gerade geschriebenen Essay bespricht oder den naechsten vorbereitet. Man schreibt nicht, wie hier in Warwick, 6 bis 8 Essays pro Jahr und 4 Klausuren, sondern einen Essay pro Woche, das heisst mindestens 20 pro Jahr. Wie lang die sind, hab ich vergessen zu fragen, aber das Ganze hoert sich nach sehr viel echter einsamer Gelehrtenarbeit an. Schoen ist dann natuerlich, wenn man mit den anderen Studenten zusammen im College wohnt und die Mahlzeiten in solchen Prunksaelen einnimmt wie in dem im Christ Church College (Foto siehe oben). Ja, da studieren haette schon was!
Aber ich bin auch mit Warwick mehr als zufrieden. Nur beim Gedanken an die naechsten 6-8 Wochen ist mir nicht ganz wohl. Weil ich in der Semesterpause ein bisschen faul war und nur einen kurzen Essay zustande gebracht habe, muss ich jetzt in den naechsten Wochen parallel einen doppelt so langen schreiben und zwei Klausuren vorbereiten, d.h. etwa 20 Buecher/Stuecke nochmal lesen, zum Teil zum ersten Mal, oder wiederholen. Mal sehen, wie das zu ueberstehen ist.
Und damit verabschiede ich mich fuers erste, bis nach dem ganzen Stress.

Friday, April 13, 2007

Chelsea





























Letztes Wochenende war es endlich soweit - das Heimspiel Chelsea-Tottenham stand an, mit mir unter den Zuschauern im Stadion! Das Wichtigste gleich vorweg: So toll, wie ich es mir gedacht hatte, war es nicht. Natuerlich war es ein Erlebnis, Spielern wie John Terry, Frank Lampard, Claude Makelele oder Didier Drogba aus zehn Metern Entfernung beim Warmmachen zuzuschauen. Und das Stadion selbst ist auch sehr schoen, eher klein (etwa 40.000 Zuschauer gehen rein), ziemlich eng, d.h. man sitzt dicht am Spielfeld, und ich koennte mir vorstellen, dass bei einem guten Spiel richtig Stimmung aufkommt. Nur leider war es kein gutes Spiel. Zwar hat Chelsea gewonnen, wie praktisch immer zur Zeit, mit 1-0 durch einen Fernschuss von Ricardo Carvalho, aber wirklich gut gespielt hat keine der beiden Mannschaften, und etwas anderes kommt noch dazu: Wenn man so dicht dransitzt am PremierLeague Fussball, dann verliert das Spiel ziemlich viel von dem Glanz und dem Tempo, den es im Fernsehen hat, und man merkt, dass auch absolute Spitzenkoenner nur normale Menschen sind, die normalen Fussball spielen, zwar auf einem deutlich hoeheren Niveau, aber nicht, als waeren sie um Welten besser als die Feierabendkicker, die man sonntags auf den Doerfern in der Kreisliga sieht. War schon interessant, das zu bemerken. Und auch ein bisschen enttaeuschend.
Dazu kam, dass der Trainer von Tottenham einige seiner Stars geschont hat (Berbatov aus der Bundesliga zum Beispiel kam erst irgendwann in der zweiten Halbzeit), und auch Ballack und Shevchenko kamen erst ab der 70. Minute ins Spiel. Von Shevchenko sah man kaum was, Ballack hatte ein paar ungeschickte Tacklings und einen schoenen Hackentrick zu bieten. Schoen war es trotzdem, ihn mal in natura und aus der Naehe zu sehen. Hoffentlich schafft er den Durchbruch noch, und zeigt den Englaendern, was guter Fussball ist …
Die Chelsea-Zuschauer sind wie alle andern auch: Proleten, mehr oder weniger. Der Geldadel sitzt wahrscheinlich in den verglasten Logen auf halber Hoehe und geniesst das Spiel bei einem guten Glas Wein (wenn das Spiel nichts taugt, hat man wenigstens was, woran man sich halten kann), aber da wo ich sass (Reihe 6 fast direkt an der Mittellinie), war das Publikum ganz und gar fussballtypisch, wie man an den Spruechen hoeren kann:
"Stand up if you hate Tottenham!”
“3-1, and you fucked it up!” (Anspielung auf diesselbe Spielpaarung an selber Stelle vor ein paar Wochen im FA Cup, als Tottenham in Chelseas Stadion zur Halbzeit 3-1 fuehrte, Chelsea aber noch ausglich und ein paar Tage spaeter im Replay in Tottenham von Chelsea mit 2-1 aus dem Wettbewerb geworfen wurde)
“Que sera, sera/ Whatever will be, will be/ We’re going to win the league/ Que sera, sera.”
…. because we are (the) Chelsea and we are the best, so fuck all the rest!”

Nun ja. Vielleicht schaffen sie es ja noch. Dieses Jahr sind die Verhaltnisse in der englischen Liga absolute aussergewoehnlich, dadurch dass mit Manchester United und Chelsea 2 Teams mit riesigem Abstand an der Spitze der Liga stehen und eigentlich nur ihr Privatduell ausfechten. Es ist sogar der verrueckte Fall moeglich, dass beide zunaechst im vorletzten Spiel der Liga (3 Tage vor Saisonschluss) aufeinandertreffen, und wenn Chelsea bis dahin alle Spiele gewinnt, und dann noch zuhause gegen ManUnited, waeren sie dann mindestens punktgleich. Eine Woche spaeter steht das Finale im FA Cup an, das erste grosse Spiel im neuen Wembley-Stadion, das hoechstwahrscheinlich Chelsea-ManUnited lauten wird, und wieder eine Woche spaeter koennten beide sogar im Finale der ChampionsLeague aufeinandertreffen. Wenn das wirklich so kaeme, waere es der absolute Wahnsinn. Aber dazu muss Chelsea erstmal Liverpool auschalten, und ManUnited den AC Milan. Mal sehen.
Nach dem Spiel hab ich noch in dem riesigen Friedhof direkt neben dem Stadion (soviel zur Ruhe der Toten, die man nicht stoeren soll …) Eichhoernchen gefuettert, die dort in Massen zwischen den Grabsteinen herumwuseln, und bin danach zu Harrod’s gegangen, einfach so zum Spass. Ein irres Kaufhaus. Zunaechst wollte ich nur mal drinnen aufs Klo gehen und dann wieder raus und zu McDonald’s (selber Prolet …), um von all den kulinarischen Koestlichkeiten, die es bei Harrod’s zu bewundern gibt, nicht zu sehr in Versuchung gefuehrt zu werden, aber dann hab ich mich natuerlich sofort verlaufen und bin an irgendeinem anderen der 10 oder 20 Eingange dieses Konsumtempels wieder rausgekommen.
Spaeter dann wieder rein, und zwischen all den Touristen herumgeschlendert, die dort drinnen wahrscheinlich mehr fotografieren als kaufen. Ziemlich peinlich. Aber auch verstaendlich, bei den Preisen. Die Lebensmittel kann man sich vielleicht leisten, aber in der Antiquitaetenabteilung hat der erste kleine Tisch, dessen Preis ich mir angeschaut habe, 17.000 Pfund gekostet, ein paar Meter weiter stand einer fuer 50.000 Pfund, und so fort. Auf die Leute, die das Zeug kaufen, wartet dann am Ausgang die Flotte von Luxuskarossen, S-Klassen, funkelnden BMWs, Porsche Cajennes, und was noch. In der Hinsicht ist London sowieso ein bisschen verrueckt – mehr 7er BMWs hab ich jedenfalls noch nirgends gesehen. Scheinen momentan beliebter zu sein als ihre schwaebischen Rivalen. (Passt irgendwie: Im Fussball schlagen uns die Bayern auch immer.) Aber eine schoene Stadt, London – egal wie oft man hinkommt, man kann immer was Neues sehen. Als naechstes steht allerdings erst mal Oxford auf dem Programm, gleich morgen. Bericht folgt.

Wednesday, March 21, 2007

Post vom Premier, und Premier League!







Fuer die, die ihn noch aus der Bundesliga kennen: Das letzte Foto zeigt Tomas Rosicky

“ […] We want to continue this debate, so that we can build a consensus around the bestway to reduce congestion, protect the environment and support our businesses. If youwant to find out more, please visit the attached links to more detailed information,and which also give opportunities to engage in further debate.

Yours sincerely, Tony Blair “

Die Zeilen hab ich nicht erfunden, sondern die stammen tatsaechlich aus einer Email, die Tony mir geschrieben hat. Allerdings nicht nur mir, sondern auch noch ungefaehr 1,8 Millionen anderen “Englaendern”. Hintergrund: Die englische Regierung erwaegt zur Zeit, eine PKW-Maut auf englischen Autobahnen einzufuehren, offiziell um damit Staus und andere Verkehrsprobleme besser in den Griff zu bekommen, aber inoffiziell haelt natuerlich jeder das Vorhaben fuer eine Geldbeschaffungsmassnahme bzw fuer einen Schritt in Richtung Uberwachungsstaat. Einer meiner englischen Mitstudenten hier hat mir vor einer Weile einen Link zu einer Online-Petition geschickt, “Scrap the planned vehicle tracking and road pricing policy", die man auf der Homepage der Regierung unterzeichnen konnte, und weil ich der Meinung war, dass England schon genug von einem Ueberwachungsstaat hat (die hoechste Dichte von CCTV-Kameras weltweit, hab ich irgendwo gelesen, und das obwohl die Englaender sonst sehr auf ihre Unabhaengigkeit vom Staat achten und noch nicht einmal eine Ausweispflicht haben wie wir in Deutschland), hab ich die Petition unterschrieben (der Geld-Aspekt war mir eher weniger wichtig). Das Ganze wurde zu einem ziemlichen Eigentor fuer Tony Blair: Niemand hatte gedacht, dass die Petition, die von einem Gegner des Vorhabens, allerdings mit offizieller Erlaubnis der Regierung (schliesslich muss der Schein der Demokratie stets gewahrt bleiben) auf der Homepage installiert wurde, eine derartige Resonanz haben koennte. Was weiter passiert ist oder passieren wird, weiss ich im Moment nicht. Vermutlich wird man einen Weg finden, die knapp 2 Millionen Gegner der Maut “mit Argumenten und Dialog zu ueberzeugen”, d.h. die Maut mittels irgendeines Manoevers doch einzufuehren. Was soll’s.

Eine erfreulichere Nachricht: Ich hab’s geschafft, mir ein PremierLeague Spiel im Stadion anzusehen, Aston Villa gegen Arsenal London (0-1) letzte Woche in Birmingham. Das Spiel an sich war eher mau, weil Arsenal London schon nach 5 Minuten durch einen abgefaelschten Schuss wie aus dem Nichts in Fuehrung ging und danach nicht mehr uebermaessig viel passierte, aber es war trotzdem schoen. Als Ausgleich dafuer, dass das Tor auf der anderen Seite des Stadions fiel und ich nicht viel davon mitgekriegt habe, konnte ich die Spieler 3mal aus naechster Naehe bewundern, weil mein Platz fast genau beim Tunnel war und die Jungs vor und nach dem Spiel sowie in der Halbzeit direkt vor unserer Ecke vorbei mussten. Thierry Henry und Aleksiandar Hleb (mein Lieblingsspieler, als er noch beim VfB Stuttgart war) waren zwar nicht dabei, dafuer aber Jens Lehmann, Tomas Rosicky, Cesc Fabregas und andere.Das Spiel sieht, wenn man so nah am Feld sitzt (Reihe 3), ganz anders aus als im Fernsehen, weniger spektakulaer, dafuer aber “echter”. Ein Problem ist allerdings, dass man wegen der Woelbung des Platzes, und allgemein wegen der tiefen Sitzposition, nicht die allerbeste Sicht hat auf das, was auf der anderen Seite passiert.
Dafuer kann man sich ueber die Zuschauer amuesieren. Ich sass im Aston Villa-Bereich des Stadions, schraeg gegenueber hinter dem Tor die Arsenal-Fans. Wenn die “Arsenal, get up!” anstimmten, hielten die Leute in meiner Ecke mit “Arsenal, shut up!” dagegen, und wenn sie “Arsene Wenger” feierten, den Arsenal-Trainer, war das Echo “He’s a wanker!” (die deutsche Uebersetzung hat eine gewisse Aehnlichkeit, ist aber zu derb fuer diesen geistig so hochstehenden Blog). Noch witziger waer’s gewesen, wenn in meiner Ecke der harte Kern der Villa-Fans gesessen haette, aber die standen hinter dem anderen Tor und waren eher ruhig, des fruehen Rueckstands wegen, so dass bei uns immer nur ein paar Einzelne solche Sprueche brachten.Trotzdem war das Vokabular ziemlich deftig: Als Justin Hoyte von Arsenal einmal direkt auf meiner Seite ein Schuss missglueckte, musste er sich den hoehnischen Kommentar “Fucking 60 grand a week for that!?” (60 Sch…Riesen die Woche fuer so was!?”) anhoeren (und er HAT’s gehoert, da er nur 10 Meter entfernt stand), ein anderes Mal, ebenfalls nach einem missratenen Schussversuch, war der Kommentar “Well done, you fucking plum!”. Als der Schiedsrichter, mit dessen Abseitsentscheidungen die Leute nicht einverstanden gewesen waren, zur Halbzeit direkt bei uns vorbeimusste, schrieen mehrere ironisch “Offside, referee!”, und waehrend des Spiels wurde er als “black twat” bezeichnet, eine ZIEMLICH deftige Beleidigung, die ich hier (meiner moralischen Verantwortung immer bewusst, wie man sieht) nicht uebersetzen werde. Wenn die Leute gerade nicht mit solchen Spruechen um sich warfen (eindeutiges Lieblingswort: “fucking”), hatten sie ihren Spass daran, ihre eigenen Leute mit langgezogenen “Shoooot!”-Rufen zum Schiessen aufzufordern, besonders, wenn das Tor noch 40 m entfernt war. (Einer direkt vor mir sprang auf und schrie: “Fucking strike it!” Das Wort ist vielseitig verwendbar, wie man sieht.) Kurz: Sehr unterhaltsam, und viel schneller vorbei als ein Spiel im Fernsehen.
Weshalb das Ganze auch nach einer Wiederholung verlangt, und zwar – jetzt kommt das Beste – in London, an der Stamford Bridge, beim FC Chelsea, mit Ballack, Lampard, Drogba, Shevchenko und Co! Ja, ich hab’s tatsaechlich fertiggebracht, Tickets fuer das Chelsea-Heimspiel am 07. April gegen die Tottenham Hotspurs zu ergattern! Triumph, Trara, hehe!!! Wie? Ganz einfach: Ich bin Chelsea-Mitglied geworden bis zum Ende der Saison und hab mir dann ueber den Ticket Exchange eine Karte besorgt, eine Einrichtung, bei der man Tickets von Dauerkarteninhabern, die das Spiel aus irgendwelchen Gruenden nicht besuchen koennen, erwerben kann, allerdings nur, wenn man selbst ein “TRUE BLUE” ist. Ein bisschen was gekostet hat das Ganze, aber immer noch im Rahmen. Und jetzt muss ich nicht zurueckkehren von der Insel, ohne wenigstens einmal Ballack live im Chelsea-Trikot gesehen zu haben! Bin ziemlich happy, wie man wahrscheinlich merken kann.

Dazu kommt noch, dass seit vorgestern der Essay-Stress (vorerst) Geschichte ist und ich jetzt fast 5 Wochen frei habe, in denen, ausnahmsweise einmal in Ruhe, die letzten beiden Essays geschrieben bzw. die Abschlussklausuren vorbereitet werden koennen. Sehr angenehme Aussichten, wenn man (bescheidene Anmerkung) bedenkt, dass ich die letzten beiden Wochenenden jeweils fast komplett im Computer Centre verbracht und fuer den zweiten Essay von Sonntag morgens um 10 Uhr bis Montag nachmittags um 15. 15 Uhr ohne nennenswerte Pause (ganz zu schweigen von etwas so Unnoetigem wie Schlaf) durchgearbeitet habe. Lediglich von 7 bis kurz nach 8 Uhr morgens ein kleines Nickerchen, und dann ging’s weiter. Trotzdem bin ich erst eine Viertelstunde nach der Deadline fertig geworden, und dass der Schrieb etwas taugt, waere wirklich zuviel behauptet. Aber immerhin fertig, und angenommen wurde er auch noch.

Eine paar kleine Stories noch aus dem Germanistik-Seminar, in dem wir (eine Handvoll deutsche Visiting Students) mit Englaendern deutsche Buecher aus der Zeit des Kaiserreichs lesen. Es war Hermann Hesses “Unterm Rad” an der Reihe, als ein Beispiel fuer die Erziehungs- und Bildungsmethoden der Zeit und fuer das Heranwachsen von Jugendlichen unter diesen Umstaenden. Und wie vielleicht manche wissen, spielt “Unterm Rad” (obwohl die Stadt im Buch keinen Namen hat) in Calw, dem idyllischen kleinen Schwarzwaldstaedtchen, von dem ich nur 5 km entfernt wohne. Nun ist das Buch voll mit innig-sentimentalen Naturschilderungen, die eine ziemlich wichtige Rolle darin spielen, dem englischen Dozenten aber nicht besonders zusagten, weil er wohl mal im Schwarzwald war und die Landschaft ihm nicht uebermaessig gut gefallen zu haben scheint. In seiner Einleitung zum Buch zog er also ein bisschen darueber her und meinte, das sei doch alles ziemlich langweilig. Darauf ich: “I’m actually from that town where that novel is set!” Schallendes Gelaechter.Eine Woche spaeter ein aehnlich witziges Erlebnis: Der erste Weltkrieg und seine Begleiterscheinungen in Deutschland (Patriotismus, Kriegsbegeisterung, etc.) waren das Thema, und dem englischen Dozenten schien es wichtig, uns ein deutsches Hasslied, das in der Zeit ueber England gedichtet wurde, in Kopie auszuteilen. Irgendwie im Zusammenhang damit kam mir der aehnlich giftige Spruch in den Sinn, den ich in der Schulzeit mal mitgekriegt habe – “Jeder Schuss ein Russ, jeder Stoss ein Franzos” und ich bereicherte die Diskussion damit. Grinsend ergaenzte mich der englische Dozent: “… und jeder Tritt ein Brit!” Wieder was gelernt.

Und damit bis zum naechsten Mal, dann (hoffentlich) mit Bildern von Ballack und Co.!

Friday, March 02, 2007

Abtauchmanoever

Hallo nur kurz!

Die naechsten 2 Wochen werde ich mit Essayschreiben beschaeftigt sein, worueber ich uebergluecklich bin, weil es mich vom Bloggen erloest...
Nein, im Ernst: Ich melde mich in etwa 3 Wochen wieder, dann mit einem Bericht dazu, wie es kam, dass Tony Blair mir eine Email geschrieben hat, und aehnlichen Sensationsmeldungen. Bis dahin!