Friday, May 25, 2007

AN UGLY ARSEHOLE YOU ARE ! ! !

Bevor ich zur Erklaerung des Titels komme, erst noch schnell ein paar Saetze zum momentanen Stand der Dinge: Der letzte Essay war vorige Woche faellig und hat mal wieder einen All-Nighter erforderlich gemacht, schon den dritten, seit ich hier bin. In ziemlich genau 15,5 Stunden, zwischen 20.30 am Mittwoch abend und 12 Uhr mittags am Tag darauf habe ich 4300 Woerter (etwa 10 Seiten) zu Heinrich Mann’s “Der Untertan” produziert (fuer das Germanistik-Modul, das ich neben den drei Englisch-Modulen hier mache), ohne Schlaf, fast ohne nennenswerte Pausen, und nachdem ich schon einen ganzen Lerntag hinter mir hatte. Geworden ist er wohl nichts, und eigentlich haetten es auch 5000 Woerter sein sollen, aber zumindest hab ich alles gegeben, mehr war einfach nicht moeglich.
Diese Woche hatte ich dann Montag und Dienstag zwei Klausuren hintereinander, die in Deutsch und die zu Shakespeare. Die erste sehr duerftig, weil ich mit dem Drauflosschreiben, der einzig moeglichen Taktik in Klausuren, zu lange gewartet habe, die zweite, zu Shakespeaere, etwas besser. Naechste Woche kommt jetzt noch ein “seen exam”, bei dem man die Fragen eine Woche vorher bekommt und sich dann genau ueberlegen kann, was man in der Klausur schreiben will (man koennte sogar die 2 einstuendigen Essays auswendiglernen und in der Pruefung exakt reproduzieren; seltsame Form eines Examens, kannte ich vorher noch nicht) und zehn Tage spaeter dann die letzte Klausur. Danach sind es noch zweieinhalb Wochen bis zum Termende, und dann ist meine Zeit hier schon wieder so gut wie vorbei.
Mit meinem 5-a-side-Team bin ich jetzt auch aus der “Champions League” und aus dem Pokalwettbewerb rausgeflogen, in der CL in der Gruppenphase der Endrunde, nach 2 knappen Niederlagen und einem Unentschieden, und im Pokal im Halbfinale. Unser Kapitaen, ein hitziger, manchmal etwas ueber-ehrgeiziger indischstaemmiger Englander war hinterher ziemlich stinkig. Ich selbst auch, weil ich in den Wochen davor mich mit Treppenlaeufen in Form zu bringen versucht hatte – habe durchschnittlich dreimal pro Woche die Leute an der Bahnstation mit meinem Rauf- und Runterrennen der Treppen an der Fussgaengerbruecke in Erstaunen versetzt – aber wenn man dauernd muede ist und es ausserdem innerhalb der Mannschaft nicht so ganz stimmt, geht es halt nicht besser. War trotzdem schoen, mit den Leuten Fussball zu spielen; neulich hab ich sogar in einem Freundschaftsspiel ein englisches Nationaltrikot getragen, ausgeliehen von unserem englischen Torwart, weil ich kein rotes T-Shirt hatte. Das grenzt fast schon an Hochverrat, oder?
Etwas anderes geht grade auch zu Ende: Tony Blairs Amtszeit nach 10 Jahren als englischer Premierminister. Neulich hab ich zufaellig mittwochmittags den Fernseher eingeschaltet und eine der letzten Parlamentssitzungen mitbekommen, in denen der Premier eine Stunde lang Fragen zu seiner Regierung aus dem Parlament beantworten muss. “Prime Minister’s Questions” heisst die Einrichtung, von der BBC live uebertragen. War sehr erheiternd und unterhaltsam. Nach ein paar einleitenden Erklaerungen Blairs am Anfang hat David Cameron, Chef der Konservativen und schaerfster Konkurrent von Blair’s Labour Party bzw. von dessen Nachfolger als Premierminister, Gordon Brown, gleich losgelegt und allerlei Attacken auf Blairs politische Entscheidungen geritten, den Irak-Krieg natuerlich, und vor allem die vielen Neubesetzungen von Ministerposten, die demnaechst anstehen und deretwegen die jetzigen Minister wohl nicht mehr sonderlich motiviert sind. “Government of the living dead” war Camerons Ausdruck dafuer, und er erntete natuerlich lautstarken Applaus von seinen Parteikollegen. Das englische Parlament ist witzig angeordnet: Es sitzen, soweit ich weiss, fast nur Abgeordnete der Tories (Konservativen) oder von Labour drin, und die sitzen sich wie zwei feindliche Armeen direkt gegenueber, getrennt durch einen drei oder vier Meter breiten Mittelgang und regiert von einem “Speaker”, der den jeweiligen Kombatanten abwechselnd das Wort erteilt. Wann immer Cameron einen Spruch wie den zitierten brachte, stand Blair auf, ging an das Rednerpult auf seiner Seite, schlug mit seinen eigenen Argumenten zurueck und setzte sich dann grinsend wieder auf seinen Platz, beobachtet von dem ebenfalls grinsenden Cameron. Begleitet wurde der Schlagabtausch von lautem Gejohle und Beifallsbekundungen der jeweiligen Anhaenger, was sich wegen des staendigen Hin und Hers sehr amuesant ausnahm, und irgendwie kam das Ganze allen Beteiligten eher wie ein sportlicher Wettkampf vor, nicht wie ernsthafte Politik. Sehr unterhaltsam immerhin.
Aber jetzt zu dem unflaetigen Titel dieses Blogs. Neulich bin ich freitagabends nochmal ins Stadtzentrum geschlendert, um Geld abzuheben und mir ein bisschen die Beine zu vertreten. Und war dann ganz erstaunt zu sehen, wieviel dort los war. An der Bushaltestelle in der Naehe des Kinos hatte sich eine ganze Horde Jugendlicher gesammelt, und gerade als ich in einigem Abstand vorbeikam, brach eine kurze, aber heftige Schlaegerei aus, gegen die aber keiner von den Zuschauern etwas unternahm; schien eher normal zu sein. Weiter Richtung Kneipenviertel torkelte mir dann ein Besoffener entgegen, der geistig nicht mehr wirklich anwesend schien, und ein paar Meter weiter keiften sich zwei junge Frauen ueber die Strasse hinweg lautstark an, waehrend die Taxis in Massen zwischen den Pubs herumschwirrten und Leute ein- und ausluden. Auf dem Rueckweg dann das Allerbeste: Zwei junge Maenner pinkelten ungeniert an einer Ecke gegen die Hauswand, ohne die ueblichen Tarnmassnahmen zu ergreifen. Ich musste an ihnen vorbei, und als sie ihr Geschaeft erledigt hatten, kamen sie mir hinterher, ueberholten mich, der eine der beiden sah mich feixend an und intonierte dann genuesslich-provokant, einer Fussball-Melodie folgend: “An ugly arsehole you are, an ugly arsehole you are!”, unterstuetzt von seinem besoffenen Kollegen und sichtlich darauf hoffend, dass ich mit ihnen Streit anfangen wuerde. Haette ich vielleicht, wenn mich das Ganze nicht so koestlich amuesiert haette, also ging ich einfach weiter. Vor lauter Enttaeuschung versuchten die beiden es dann an der naechsten Ecke bei einer anderen Horde von Jugendlichen und schienen zunaechst etwas mehr Glueck zu haben, aber dann ebbte auch der Haendel schnell wieder ab, wahrscheinlich zu ihrem Glueck. Hoeflich sind sie, die Englaender …

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1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

hi natha,
passt eigentlich nicht ganz zu dem artikel, wollte dir aber mitteilen, dass wir dieses jahr beim fussball-turnier auf dem dobel doch tatsächlich die zwischenrunde erreicht haben... vier teams - zwei kamen weiter - ein team kam nicht - und das notwendige zweite spiel gewannen wir ;)
greetz,
matze

10:38 AM  

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