Englischer Stolz
Shakespeare, Shakespeare, Shakespeare
Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen des englischen Nationaldichters. Shakespeares Geburtsort, Stratford-upon-Avon, liegt nur eine halbe Autostunde von Coventry, und so sind wir gleich dreimal ins dortige Royal Shakespeare Theatre gefahren, zu Auffuehrungen von “Julius Caesar” und “The Tempest” sowie zu einem Study Day am Freitag, wo wir (d.h. etwa 250 Englisch-Studenten) vorgefuehrt bekamen, wie so eine Schauspieltruppe eine Szene nach und nach ausprobiert, gestaltet und schliesslich einstudiert. War ziemlich eindrucksvoll und auch witzig, weil der Regisseur seine Leute die krassesten Varianten jeder Szene vorspielen liess, und man dabei vorgefuehrt bekam, wieviel Koennen und Detailarbeit hinter der Schauspielerei steckt. Trotzdem haben mir die Inszenierungen, die wir am Dienstag und Mittwoch sehen konnten, nicht wirklich gefallen. Auf der Buehne geht alles viel zu schnell, als dass man die sprachliche und gedankliche Qualitaet, die in Shakespeares Werken steckt, so richtig erfassen koennte, und davon abgesehen wirken die Auffuehrungen trotz der Qualitaet der Schauspieler irgendwie unecht – keine Ahnung, warum. Das Lesen der Stuecke ist wesentlich lohnender.
Und es wird auch nicht zu kurz kommen in diesem Jahr. Im Durchschnitt muessen im Shakespeare-Modul fast zwei Dramen pro Woche gelesen und besprochen werden; mehr als genug zu tun also. Die Seminare dazu sind auch ziemlich anspruchsvoll: im Gegensatz zu deutschen Durchschnittsstudenten haben die Leute hier die Stuecke tatsaechlich im Voraus gelesen und lassen das ihre Kommillitonen im Seminar dann auch wissen, mit allen positiven und negativen Konsequenzen: Es werden haufenweise kluge Kommentare gemacht, aber bei vielen auch mit einer unuebersehbaren Selbstgefaelligkeit – wir sind ja schliesslich kluge Leute hier, nicht? Das bringt mich zu einer anderen Beobachtung: Generell sind die Studenten wie auch die Professoren und sonstigen Uniangestellten hier sehr freundlich und hoeflich, aber zugleich habe ich noch nirgends so viele hochnaesige, ueber-anspruchsvolle, sich ihres sozialen “Standes” sehr bewusste Studenten getroffen – der Campus quillt geradezu ueber davon. Liegt wohl daran, dass man, um hier her zu kommen, entweder (als Englaender) ziemlich clever sein, oder (als International Student) ziemlich viel Geld haben muss. In den meisten Faellen wohl beides. Aber sei’s drum – macht trotzdem Spass hier.
So, jetzt muss ich “Hamlet” lesen – “Something is rotten in the state of Denmark” und “To be or not to be…”, Ihr wisst schon. Bis demnaechst.
P.S.: Ist jemand von Euch Star Trek-Fan? Die Hauptrolle in “The Tempest” wurde von Patrick Stewart gespielt, dem Raumschiff-Kommandeur der zweiten Staffel, wie ich mir habe sagen lassen. (Das ganze Stueck ueber wusste ich, dass ich das Gesicht irgendwo her kenne. Zu dumm, dass ich kein Fan bin – bis fast auf Armeslaenge bin ich dem guten Mann nahegekommen…)
Zu den Fotos: Waehrend der Auffuehrungen war Fotographieren verboten, deshalb leider keine Fotos von Patty in Aktion.
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