Saturday, November 18, 2006

Blitz-Blog





Hallo zusammen.

Das hier wird nur ein kurzes Lebenszeichen – es gibt zuviel zu tun im Moment. In den naechsten 2 Wochen warten – neben dem ueblichen Programm – 2 Praesentationen und 2 Essays sowie das “Hamlet Project”, ein Nachmittag, an dem wir uns selbst ein bisschen schauspielerisch betaetigen “duerfen” (“muessen” in meinem Fall), und da bleibt keine Zeit zum Bloggen, d.h. die angekuendigte tiefschuerfende Analyse der englischen Gesellschaft muss ich verschieben.

Ein paar Anekdoten nur: Letzte Woche fand das Daad-Stipendiatentreffen in London statt, lustigerweise in dem Gebaeude, das frueher die DDR-Botschaft beherbergte. Gleich nach Ankunft gabs 65 Pfund bar auf die Hand, fuer Reise- und Uebernachtungskosten, und es hat erfreulicherweise keinen interessiert, dass die meisten viel weniger (fuer Bus und Jugendherberge) bezahlt hatten, ich z. B. nur knapp 20 Pfund. Immer dieser laxe Umgang mit Steuergeldern… (Man kann mit Megabus, einem Langstrecken-Busunternehmen, das kreuz und quer durch England faehrt, fuer nur 2.50 Pfund von Coventry nach London und zurueck kommen, etwa 2 Stunden Fahrt pro Richtung - spottbillig).
Das Treffen selbst war nett und interessant, lauter deutsche Studenten an den verschiedensten englischen, irischen und schottischen Universitaeten, und selbst die Ansprache des stellvertretenden Leiters der deutschen Botschaft, Dr. Hans Henning Blomeyer-Bartenstein, war weniger trocken, als der Name (und das Thema) hatten befuerchten lassen: Es ging um das deutsch-englische Verhaeltnis im Zusammenhang mit Europa. Einzelheiten werde ich Euch natuerlich trotzdem ersparen, bis auf eine kleine, heitere Anekdote: Zu Zeiten des Tausendjaehrigen Reiches wurden in Deutschland Waschbaeren eingefuehrt, und die niedlichen Viecher haben sich seitdem in einigen Gegenden betraechtlich vermehrt. Irgendwann hat THE SUN (englische Boulevardzeitung) das rausgekriegt, und das Ergebnis war die Schlagzeile: “HORDES of Nazi racoons are out to conquer Europe” (“Horden von Nazi-Waschbaeren sind dabei, Europa zu erobern”)
Hier der Bericht zu dem skandaloesen Bild oben:

Reich racoon ... Nazi pest

By JULIE MOULT
HORDES of Nazi racoons are out to conquer Europe.They are just across the Channel from Britain after marching through France, Belgium, Holland and Denmark in a furry blitzkrieg. Hitler aide Hermann Goering had the US mammals introduced to German woods in 1934 to “enrich the Reich’s fauna”.But numbers have soared and they are invading new territory — just like the Nazis did. Germany has more than a million racoons.The 2ft-long creatures have no natural predators and are a serious pest, entering houses to steal food and endangering local wildlife.Now there are plans to launch a cull. Expert Ulf Hohmann warned: “Racoons will eventually spread to the whole of Europe.”The menace follows reports of ten million “Stalin” crabs with a 3ft claw span heading towards Britain from Russia.”

Soviel zur Qualitaet englischer Massenblaetter. Da wird BILD doch vor Neid blass.

Nach dem Treffen sind wir mit ein paar Leuten noch ein bisschen in Soho rumgeschlendert. Die Koenigsstrasse in Stuttgart ist mickrig dagegen – “Extrem-Shopping” koennte man das wohl nennen. Zumindest kam es einem Dorfbewohner wie mir so vor. Was in London an Prachtbauten rumsteht, Strassenzug um Strassenzug – da muessen unzaehlige Milliarden verbaut worden sein in den letzten paar hundert Jahren. Aber das sind nur ein paar erste grobe Impressionen. Wenn ich noch ein paar Mal dort gewesen bin, wird das Bild vielfaeltiger werden.

Mehrere Nummern kleiner, aber auch sehr schoen, war das Feuerwerk in Kenilworth, einem malerischen kleinen Staedtchen hier ganz in der Naehe. Einige Tausend Leute standen auf einer grossen Wiese, vor sich die beleuchtete Schlossruine, links daneben ein grosses “Bonfire”, und besahen sich das halbstuendige, mit (leider ziemlich unpassender) Musik untermalte Spektakel. (Hintergrund: In der Guy Fawkes Night am 5. November feiern die Englaender die Vereitelung eines Anschlags auf die Houses of Parliament im Jahr 1605, als katholische Verschwoerer, unter ihnen ein gewisser Guy Fawkes, das Parlamentsgebaeude mitsamt dem darin befindlichen (protestantischen) King James I. in die Luft zu jagen versuchten, mit Freudenfeuern – Bonfires – und Feuerwerk). Eine Weile lang ganz aufregend, aber Feuerwerke sollten nur 3 Minuten dauern, finde ich. Wozu sonst spricht man von einem “Knalleffekt”? Danach standen wir ueber zwei Stunden in der Kaelte, weil die Busse fuer die Rueckfahrt nicht kamen. Zum Glueck war eine Gruppe von italienischen und spanischen Erasmus-StudentInnen dabei, deren Geschnatter und Gelaechter die Kaelte ertraeglicher machten. (Wer schon mal einer vorlauten, komoediantisch begabten Sizilianerin bei dem Versuch, Englisch zu sprechen, zugehoert hat, weiss was ich meine.)

Ziemlich aergerlich war, dass letzte Woche in unserem Haus fast zeitgleich das Licht in der Kueche, die Heizung in einem Teil des Hauses sowie der Backofen ausfielen. Ziemlich schwierig, in einem fast dunklen Raum Bratkartoffeln zu machen, noch dazu wenn’s der erste Versuch ueberhaupt ist. Ich hab’s trotzdem hingekriegt, und das Zeug war sogar essbar, tata! Mittlerweile geht das Licht wieder, aber der Backofen immer noch nicht. Ausserdem waescht die Waschmaschine nicht besonders gut, obwohl jeder Waschgang 1.50 kostet, und der Trockner macht seinem Namen auch keine Ehre. Aber sonst laeuft alles ganz ordentlich hier.

Beste Gruesse, und bis in zweieinhalb Wochen.

1 Comments:

Blogger ora said...

hallo nathan,
koenntest du mir genauere angaben zu dem nazi-racoon artikel aus der sun schicken (erscheinungsdatum o.ae.)? waere ein super detail fuer eine arbeit, die ich gerade schreibe! merci!

1:14 AM  

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