Friday, April 13, 2007

Chelsea





























Letztes Wochenende war es endlich soweit - das Heimspiel Chelsea-Tottenham stand an, mit mir unter den Zuschauern im Stadion! Das Wichtigste gleich vorweg: So toll, wie ich es mir gedacht hatte, war es nicht. Natuerlich war es ein Erlebnis, Spielern wie John Terry, Frank Lampard, Claude Makelele oder Didier Drogba aus zehn Metern Entfernung beim Warmmachen zuzuschauen. Und das Stadion selbst ist auch sehr schoen, eher klein (etwa 40.000 Zuschauer gehen rein), ziemlich eng, d.h. man sitzt dicht am Spielfeld, und ich koennte mir vorstellen, dass bei einem guten Spiel richtig Stimmung aufkommt. Nur leider war es kein gutes Spiel. Zwar hat Chelsea gewonnen, wie praktisch immer zur Zeit, mit 1-0 durch einen Fernschuss von Ricardo Carvalho, aber wirklich gut gespielt hat keine der beiden Mannschaften, und etwas anderes kommt noch dazu: Wenn man so dicht dransitzt am PremierLeague Fussball, dann verliert das Spiel ziemlich viel von dem Glanz und dem Tempo, den es im Fernsehen hat, und man merkt, dass auch absolute Spitzenkoenner nur normale Menschen sind, die normalen Fussball spielen, zwar auf einem deutlich hoeheren Niveau, aber nicht, als waeren sie um Welten besser als die Feierabendkicker, die man sonntags auf den Doerfern in der Kreisliga sieht. War schon interessant, das zu bemerken. Und auch ein bisschen enttaeuschend.
Dazu kam, dass der Trainer von Tottenham einige seiner Stars geschont hat (Berbatov aus der Bundesliga zum Beispiel kam erst irgendwann in der zweiten Halbzeit), und auch Ballack und Shevchenko kamen erst ab der 70. Minute ins Spiel. Von Shevchenko sah man kaum was, Ballack hatte ein paar ungeschickte Tacklings und einen schoenen Hackentrick zu bieten. Schoen war es trotzdem, ihn mal in natura und aus der Naehe zu sehen. Hoffentlich schafft er den Durchbruch noch, und zeigt den Englaendern, was guter Fussball ist …
Die Chelsea-Zuschauer sind wie alle andern auch: Proleten, mehr oder weniger. Der Geldadel sitzt wahrscheinlich in den verglasten Logen auf halber Hoehe und geniesst das Spiel bei einem guten Glas Wein (wenn das Spiel nichts taugt, hat man wenigstens was, woran man sich halten kann), aber da wo ich sass (Reihe 6 fast direkt an der Mittellinie), war das Publikum ganz und gar fussballtypisch, wie man an den Spruechen hoeren kann:
"Stand up if you hate Tottenham!”
“3-1, and you fucked it up!” (Anspielung auf diesselbe Spielpaarung an selber Stelle vor ein paar Wochen im FA Cup, als Tottenham in Chelseas Stadion zur Halbzeit 3-1 fuehrte, Chelsea aber noch ausglich und ein paar Tage spaeter im Replay in Tottenham von Chelsea mit 2-1 aus dem Wettbewerb geworfen wurde)
“Que sera, sera/ Whatever will be, will be/ We’re going to win the league/ Que sera, sera.”
…. because we are (the) Chelsea and we are the best, so fuck all the rest!”

Nun ja. Vielleicht schaffen sie es ja noch. Dieses Jahr sind die Verhaltnisse in der englischen Liga absolute aussergewoehnlich, dadurch dass mit Manchester United und Chelsea 2 Teams mit riesigem Abstand an der Spitze der Liga stehen und eigentlich nur ihr Privatduell ausfechten. Es ist sogar der verrueckte Fall moeglich, dass beide zunaechst im vorletzten Spiel der Liga (3 Tage vor Saisonschluss) aufeinandertreffen, und wenn Chelsea bis dahin alle Spiele gewinnt, und dann noch zuhause gegen ManUnited, waeren sie dann mindestens punktgleich. Eine Woche spaeter steht das Finale im FA Cup an, das erste grosse Spiel im neuen Wembley-Stadion, das hoechstwahrscheinlich Chelsea-ManUnited lauten wird, und wieder eine Woche spaeter koennten beide sogar im Finale der ChampionsLeague aufeinandertreffen. Wenn das wirklich so kaeme, waere es der absolute Wahnsinn. Aber dazu muss Chelsea erstmal Liverpool auschalten, und ManUnited den AC Milan. Mal sehen.
Nach dem Spiel hab ich noch in dem riesigen Friedhof direkt neben dem Stadion (soviel zur Ruhe der Toten, die man nicht stoeren soll …) Eichhoernchen gefuettert, die dort in Massen zwischen den Grabsteinen herumwuseln, und bin danach zu Harrod’s gegangen, einfach so zum Spass. Ein irres Kaufhaus. Zunaechst wollte ich nur mal drinnen aufs Klo gehen und dann wieder raus und zu McDonald’s (selber Prolet …), um von all den kulinarischen Koestlichkeiten, die es bei Harrod’s zu bewundern gibt, nicht zu sehr in Versuchung gefuehrt zu werden, aber dann hab ich mich natuerlich sofort verlaufen und bin an irgendeinem anderen der 10 oder 20 Eingange dieses Konsumtempels wieder rausgekommen.
Spaeter dann wieder rein, und zwischen all den Touristen herumgeschlendert, die dort drinnen wahrscheinlich mehr fotografieren als kaufen. Ziemlich peinlich. Aber auch verstaendlich, bei den Preisen. Die Lebensmittel kann man sich vielleicht leisten, aber in der Antiquitaetenabteilung hat der erste kleine Tisch, dessen Preis ich mir angeschaut habe, 17.000 Pfund gekostet, ein paar Meter weiter stand einer fuer 50.000 Pfund, und so fort. Auf die Leute, die das Zeug kaufen, wartet dann am Ausgang die Flotte von Luxuskarossen, S-Klassen, funkelnden BMWs, Porsche Cajennes, und was noch. In der Hinsicht ist London sowieso ein bisschen verrueckt – mehr 7er BMWs hab ich jedenfalls noch nirgends gesehen. Scheinen momentan beliebter zu sein als ihre schwaebischen Rivalen. (Passt irgendwie: Im Fussball schlagen uns die Bayern auch immer.) Aber eine schoene Stadt, London – egal wie oft man hinkommt, man kann immer was Neues sehen. Als naechstes steht allerdings erst mal Oxford auf dem Programm, gleich morgen. Bericht folgt.

1 Comments:

Blogger Jochen said...

Also da muss ich Dich korrigieren. Im Fussball schlagen derzeit eher die Schwaben die Bayern (2:0). Ich gebs zu, dass die Ausnahmen die Regel bestätigen, aber trotzdem: Wir sind auch wer!

7:26 AM  

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